Kultfigur
Maria ist als Mutter Jesu eine der zentralen Figuren in der christlichen Kunst der vergangenen Jahrhunderte. Frühe Marienbildnisse sind spätestens seit dem 3. Jahrhundert n. Chr. aus den Katakomben von Rom bekannt.
Auf dem Konzil von Ephesos im Jahr 431 n. Chr. wurde Maria von Seiten der katholischen Kirche offiziell der Ehrentitel der Gottesgebärerin, der Muttergottes verliehen. Daraufhin etablierte sich mehr und mehr die eigenständige Darstellung der Madonna. Durch die ausführlichen Erzählungen in den Apokryphen (nicht in den biblischen Kanon aufgenommene Schriften) bekommt die Figur der Maria zusätzlich etwas Menschliches und Nahbares.
© GDKE, E. Kulbe

In verschiedenen Darstellungen begegnen uns Madonnen in Kirchen, aber auch im öffentlichen oder privaten Raum. Dabei vermitteln sie als Sinnbilder verschiedene weibliche Identitäten.
Maria ist der Inbegriff einer tugendhaften Frau, ist tief gläubig, gebildet und selbstbewusst.
Sie ist nicht nur die Mutter Jesu, sondern die aller Menschen. An die Wächterin über das irdische Leben können jegliche Bitten gerichtet werden.
Marienbildnisse setzten unterschiedliche Botschaften und Assoziationen frei, stets aus dem individuellen Blickwinkel der Betrachtenden. Dabei steht nicht im Vordergrund, wer die Person Maria wirklich war, sondern was aus ihr gemacht wurde, wofür sie steht und was sie zur Kultfigur stilisiert.
Als Königin herrscht Sie über das Firmament und scheint allem Irdischen entrückt.
© GDKE, E. Kulbe

Exkurs zu Lithophanie
Der Begriff Lithophanie leitet sich aus den beiden griechischen Wörtern lithos, „der Stein“, und phainein, „sich zeigen, leuchten“, ab.
Es handelt sich um ein flaches Relief aus Porzellan, das von hinten beleuchtet wie eine feine Grafik wirkt. Durch die unterschiedliche Dicke des Materials in feinsten Nuancierungen scheint das Licht in verschiedenen Abstufungen durch. So entsteht von vorne betrachtet ein scheinbar aus sich selber heraus leuchtendes Bild.
Solche Lichtspiele sind seit den 1830er Jahren in Europa sehr beliebt. Meist wurden diese in spezielle Metallständer eingehängt und mittels einer Kerze oder Petroleumlampe illuminiert.