Begleiterin

Gläubige gehen auf Pilgerreisen und Wallfahrten, bringen Devotionalien sowie Andenken mit nach Hause, wo sie der privaten Andacht dienten. Besonders Madonnen spenden vielen Menschen in den unterschiedlichsten Lebenslagen Kraft. Im privaten Raum wird Marias immerwährender Hilfe gedacht und ihr dafür gedankt.
Das Christentum kennt zahlreiche Ziele, an die Gläubige reisen, um an der Kraft dieser besonderen Orte teilzuhaben. Hier wollen Menschen die spirituelle Nähe des Übernatürlichen spüren. Kopien von Kultbildern in Form von Statuetten, Heiligenbildern, Andenken oder Schmuck werden als Souvenir mitgenommen, damit die Segenskraft auch im häuslichen Alltag wirken kann.
Viele erhoffen sich an einem heiligen Ort eine besondere spirituelle Erfahrung, sie suchen Trost und Erlösung von Krankheiten, hier können sie um Genesung für sich oder Angehörige beten.

Die kultische Bedeutung von Wasser bestimmter Quellen kennen viele Religionen, die Grotte von Massabielle in Lourdes ist ein prominentes Beispiel dieses Kultes.
Die Wallfahrenden trinken vor Ort von dem heiligen Wasser, benetzen ihre Augen damit oder füllen sich etwas davon für den häuslichen Gebrauch ab.  Gläubige erhoffen sich vor Ort Erlösung von körperlichen oder seelischen Schmerzen. Ein beliebtes Souvenir aus Lourdes ist heute noch eine Flasche in Form einer Madonna, worin man sich etwas von dem heiligen Wasser mit nach Hause nehmen kann.


Für den Sammler Alex Poignard waren all diese Objekte repräsentative Zeugnisse der Kultur des Bürgertums. Ihm waren stets die Erinnerungen und Geschichten wichtig, welche die jeweiligen Objekte zu erzählen haben.

Nach eigenen Angaben legte eine kleine Madonnenskulptur den Grundstein der Sammlung von Alex Poignard. Der damals 14-Jährige bekam von einem Bauern eine kleine Muttergottes geschenkt.
„Ich kam dann wenig später auf einen Markt, da gab es hier und da immer etwas Trödel zu kaufen und dort fand ich dann eine weitere Marienfigur, die ich sehr preiswert erwerben konnte und schnell kam eine dritte dazu […]“ (Alex Poignard 2011).

Welche genau seine erste Madonna gewesen ist, konnte Alex Poignard später nicht mehr mit Sicherheit sagen, vermutlich handelte es sich um eine Figur wie die hier gezeigte.

Exkurs zum Titelmotiv der Ausstellung
      
Auf der kupfernen Druckplatte ist das Motiv der Muttergottes mit Kind zu sehen, daraus ist das grafisch entwickelte Titelbild der Ausstellung entstanden.

Seit der Mitte des 15. Jahrhunderts etablierte sich die Technik des Kupferstiches im europäischen Raum. Dadurch wurde es möglich, Kopien von Kunstwerken in großer Stückzahl anzufertigen; der Kupferstich wurde zum wichtigsten Medium für Illustrationen. Viele Künstler nutzen dieses neue Genre, um ihre Werke zu verbreiten.
Das hier gezeigte Motiv zeigt die Madonna mit Kind nach dem Gemälde „Heilige Familie mit Johannesknaben“ von Annibale Carracci (1560-1609). Das Original, die sogenannte Montalto-Madonna, entstand um 1600 und hängt heute in der National Gallery in London.


Vertiefungsebenen der Ausstellung "Madonna. Begleiterin und Kulfigur"