Sinnbilder
Der Facettenreichtum von Marienbildnissen ist enorm. Darstellungen der Muttergottes mit oder ohne Kind werden dabei allgemein als Madonnen bezeichnet. Einige der über Jahrhunderte hinweg tradierten Bildtypen sollen hier exemplarisch vorgestellt und näher beleuchtet werden.
© GDKE, E. Kulbe

Die Erhabene – Himmelskönigin
Maria wird im Himmel gekrönt. So wird ihr die besondere Würde zuteil, welche zuvor allein ihrem Sohn Jesus Christus vorbehalten war.
Das Bild Mariens als Himmelskönigin verbreitete sich seit dem 5. Jahrhundert und etablierte sich zu einem der vorherrschenden Topoi in der christlichen Kunst. Neben der Krone sind das Zepter sowie der Reichsapfel gängige Herrschaftsinsignien dieser Madonnen, einzeln dargestellt oder gemeinsam mit Kind.
Die Unbefleckte – Mondsichelmadonna
Die literarische Grundlage dieser Bildnisse basiert auf folgendem Vers aus der Geheimen Offenbarung: „Dann erschien ein großes Zeichen: eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt.“ (Offb 12,1)
Der Typus der Mondsichelmadonna ist in der Bildenden Kunst seit dem 14. Jahrhundert bekannt. Später kam die Schlange als Personifikation des Bösen hinzu, welches durch Maria besiegt wird. Im Laufe des 17. Jahrhunderts entwickelte sich die Darstellungsform weiter zur Maria Immaculata; als Unbefleckte ist Maria der einzige Mensch, der von der Erbsünde befreit ist.
Die Beschützende – Schutzmantelmadonna
Marien, die ihren Mantel schützend über die Menschheit halten, sind seit dem 13. Jahrhundert nachweisbar. Sie dienten dem Bedürfnis nach Trost im Andachtsbild. Hier erscheint Maria gekrönt als Mater omnium, als „Mutter aller Menschen“; sie breitet ihren weiten Mantel aus und bietet darunter allen Hilfesuchenden Schutz.
Die Lehrende – Weisheitssitz
Der Begriff des Sedes Sapientiae hat seinen Ursprung im Alten Testament, wo der Thron des Salomo als „Sitz der göttlichen Weisheit“ beschrieben wird.
In dieser Tradition steht nun Jesus, die Weisheit in Person. An die Stelle eines prunkvollen Thrones tritt die sitzende Maria; sie ist der der neue Sitz der Weisheit.
Die Trauernde – Pietà / Schmerzensmutter
Maria ist der Inbegriff der liebenden Mutter, die den Verlust ihres Sohnes ertragen muss. Dabei finden sich diverse Darstellungen der Trauernden.
Die Mater Dolorosa, die Schmerzensmutter, zeigt eine von Sorge gezeichnete Frau, die den ihr bereits vorhergesagten Verlust des einzigen Sohnes ertragen muss.
Ein zweiter Bildtypus ist die seit dem frühen 14. Jahrhundert bekannte Figurengruppe der Pietà, Maria mit ihrem toten Sohn auf dem Schoß. Der lateinische Begriff pietas bedeutet übersetzt „Frömmigkeit“.
Mit der Trauernden teilen Gläubige den Schmerz, aber auch die Zuversicht, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende geht.