Symbolkraft
Das ikonische Bild der Madonna ist auch geprägt von Symbolen, die zusätzlich Inhalte vermitteln möchten. So sind Blumen ein Hinweis auf den irdischen Paradiesgarten, gleichzeitig ein Symbol flüchtiger Schönheit. Maria besiegt das Böse in Personifikation der Schlange mühelos, indem sie selbstbewusst ihren Fuß auf den Kopf des Tieres stellt.
Seit ihrer Entstehung vor etwa 2000 Jahren sind Mariendarstellungen fest mit bestimmten Bildelementen verknüpft. In vielen Details liegt eine tiefere Bedeutung, die weitergehende Interpretationen zulassen, der sogenannte „versteckte Symbolismus“. Aufgabe der Ikonografie ist es, die Bildsprache der Symbole zu entschlüsseln und zu beleuchten.
© GDKE, E. Kulbe

Frucht
Im Allgemeinen gelten Früchte als Symbol für Fruchtbarkeit und sind Attribute verschiedener Gottheiten. Im Christentum geben rote Früchte wegen der Assoziation zu Blut zusätzlich Hinweise auf die Passion Christi. Der Granatapfel steht aufgrund seiner süßen Samen außerdem für Auferstehung, seine runde Form symbolisiert, ebenso wie der Apfel, Vollkommenheit und den ewigen Kreislauf des Lebens.
Besonders der Apfel spielt in der christlichen Ikonografie eine besondere Rolle. Adam und Eva kosten von der verbotenen Frucht und werden aus dem Paradies vertrieben; in der Folge werden alle Menschen mit der Erbsünde belegt. Jesus Christus nimmt als Erlöser die Erbschuld der Menschheit auf sich. Durch seine Hilfe schließlich überwindet Maria die Erbsünde, sie wird zur Immaculata, zur Unbefleckten, und damit zur ewigen Himmelskönigin.
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Blumenranke
Florale Elemente sowie aus der Natur entlehnte Formen sind auch in der bürgerlichen Wohnkultur der letzten Jahrhunderte zu finden. Sie zieren Porzellan, Möbel sowie alle zahlreiche Dekorationsgegenstände.
Blumen sind allgemein als Symbol der Tugend bekannt, zu Kränzen oder Ranken arrangiert verweisen sie auf Wachstum und die Unendlichkeit des Lebens. Sie sind Kennzeichen des aus der antiken Literatur tradierten Topos des locos moenus, des irdischen Paradieses.
In der christlichen Ikonografie sind Blumen einerseits Zeichen der Fruchtbarkeit und Schönheit, verweisen aufgrund ihrer Kurzlebigkeit aber gleichzeitig auf die Vergänglichkeit allen Irdischen.
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Blüte
Dieses Symbol wird allgemein als Hinweis auf das Paradies gedeutet. Nazareth, die Geburtsstadt Jesu, bedeutet übersetzt „Blüte“.
Spätestens seit dem 18.Jahrhundert entwickelte sich darüber hinaus eine regelrechte Blumensprache, die in der Zeit des Biedermeier schließlich ihren Höhepunkt fand. Vorbild dieser nonverbalen Möglichkeit der Kommunikation war die Selam genannte Blumensprache im Orient, mit deren Hilfe vor allem Liebesbotschaften übermittelt wurden.
Weiße Blüten stehen für Unschuld, aber auch Auferstehung, Blau ist nicht nur die Farbe der Treue, sondern auch die traditionelle Marienfarbe.
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Vogel
Vögel gelten als Mittler zwischen Himmel und Erde und sind Sinnbilder der Seele.
Bestimmte Vogelarten fungieren als Träger spezifischer Botschaften. So steht eine Taube für Treue, Unschuld, Reinheit sowie Liebe; durch sie zeigt sich der Heilige Geist. Heute noch ist die Taube ein internationales Friedenssymbol.
Die Schwalbe wiederum steht als Zugvogel für den Frühling, seit der Antike ist sie ebenso ein Lichtsymbol. Man glaubte früher, dass diese Tiere ihre blinden Jungen erst durch das Füttern von Schöllkraut, dem sogenannten Schwalbenkraut, sehend machen. Vor diesem Hintergrund wurde die Schwalbe im Mittelalter dann auch zum Christussymbol und damit zum Zeichen der Auferstehung.
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Schlange
In der Ikonografie stellt die Schlange ein durchaus vielschichtiges Symbol dar, sie steht für Weisheit sowie Klugheit, ist ebenso als Heilszeichen bekannt. Im Christentum dominiert eine bestimmte Deutung: die Schlange ist die Personifikation des Urbösen in der Welt. Sie wird schließlich von Maria, die frei von Sünde ist, besiegt. Als Zeichen hierfür hat die Mutter Gottes ihren Fuß auf das Untier gestellt.
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Erdkugel
Die Kugel gilt als Symbol der Schöpfung, sie ist Sinnbild der Welt, des Universums und der himmlischen Vollkommenheit. Auf der Erdkugel sind alle Erdteile vereint; sie ist die Urform, welche alle anderen Formen und Möglichkeiten der irdischen Welt enthält.
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Exkurs zu Blütenkranzmadonnen
Ein Beispiel für lokales Brauchtum aus der Region Antwerpen sind die sogenannten Blütenkranzmadonnen: eine von einem Bogen aus Kunstblumen umspannte Porzellanmadonna unter einem Glassturz.
Diese Objekte wurden seit dem 19. Jahrhundert in auf dieses Kunsthandwerk spezialisierten Klöstern gearbeitet und waren beliebte Geschenke an junge Paare zur Vermählung. Solche Ensembles wurden im Haus präsentiert und oftmals sogar an folgende Generationen weitervererbt.
Auch solche Arrangements stecken voller Symbolkraft. Der Blütenkranz verweist darauf, dass die Brautleute ihr altes Leben verlassen, um gemeinsam ein neues zu beginnen. Die Verbindung verschiedener Blumen wird zum Zeichen von Einheit und einem von Gottes Segen umspannten Leben. Oftmals wurden zusätzlich individuelle Blumenbotschaften oder Teile des Brautstraußes eingearbeitet.